Seit Februar 2025 bereichert der OTH-Student Leon Dresel das Labor von Prof. Dr. Zoubeir Lafhaj (Experte in Construction 4.0) am Central Lille Institut als Praktikant und Forschungsstudent. Leon absolviert einen kurzfristigen Auslandsaufenthalt mit dem Schwerpunkt auf der Automatisierung von Bauprozessen mit vierbeinigen Robotern an der Schnittstelle zwischen Informatik, Robotik und Bauwesen.
Sein Aufenthalt in Lille wird betreut von Prof. Dr. Thomas Linner und Prof. Weininger (Building Lab) in Zusammenarbeit mit weiteren Ansprechpartnern aus dem Studiengang Bauingenieurwesen und der lokalen Bauindustrie.
Leon Dresel, 24 Jahre alt, aus Regensburg
In welchen Themenbereichen studieren und forschen Sie?
Ich studiere im Master Research in Engineering Sciences an der OTH Regensburg. Aktuell beschäftige ich mich mit der Anwendung von vierbeinigen Robotern in der Bauindustrie. Insbesondere mit der Frage, wie sich diese neue Roboterklasse im Zusammenspiel mit KI für physische Arbeiten nutzen lässt, um diverse variable Prozesse in komplexen Umgebungen wie Baustellen zu automatisieren.
Wie hat Ihre Begeisterung für dieses Thema/diese Themen begonnen?
Meine Leidenschaft für Technik hat sich schon früh entwickelt und wurde durch verschiedene persönliche Erfahrungen geprägt. Schon als Kind hatte ich die Möglichkeit mit einem Lego Mindstorms Set, das ich zu Weihnachten bekommen hatte, eigene Roboter bauen und programmieren. Das hat mein Interesse für das Ingenieurwesen geweckt. Gleichzeitig konnte ich in meiner Schulzeit ein Praktikum in bei der FRENCO GmbH, einem Hersteller von Maschinen zur Fertigung von Präzisionszahnrädern absolvieren, was mir einen guten Einblick in die Prozesse hinter der Herstellung echter Maschinen gab. Daraufhin entschied ich mich für den Bachelor Maschinenbau mit Schwerpunkt Produktions- und Automatisierungstechnik. Der entscheidende Impuls in Richtung Robotik kam währen meiner Auslandssemester in Korea und Schweden, bei denen ich Kurse zum Prototyping mit Microcontrollern und KI belegte und mit Kuka Industrierobotern arbeiten konnte.
Wie entstand Ihr Kontakt zum Building Lab und warum haben Sie sich für einen Aufenthalt in Lille entschieden.
Der Kontakt zum BuildingLab passierte während meiner Recherche nach einem Robotiklabor in dem ich meinen Master In Angewandter Forschung im Ingenieurswesen absolvieren konnte. Nach ein Paar Kontakten zu den StartupLab der OTH wurde ich an Prof. Thomas Linner weitergeleitet der mit mir sofort einen Vorstellungstermin und bald darauf mein Projekt für den Master organisierte. Weil sich mein Thema um vierbeinige Roboter handelt, hat mir Thomas den Kontakt von Professor Lafhaj in Lille gegeben, weil dieser dort einen SPOT- Roboterhund von Boston Dynamics, einen der Fortschrittlichsten Roboterhunde, in seinem Labor hat.
Was sind die Stärken und Besonderheiten der hostenden Institution in Lille?
Am Central Lille Institut wird wie an der OTH praxisnahes Arbeiten großgeschrieben. Studierende lernen nicht nur theoretisch, sondern setzen ihr Wissen direkt in Labors und Industrieprojekten um. Dieser direkte Anwendungsbezug ist äußerst motivierend. Die Projekte haben Relevanz, weil sie tatsächlich in der Praxis eingesetzt werden in einer Form, die die Studenten praktisch miterleben und sehen können. Die besondere Stärke des Labors lag auf der Forschung im Bereich Construction 4.0, also der Digitalisierung und Automatisierung von Bauprozessen. Besonders in der Digitalisierung wird hier viel Arbeit geleistet. So startete zum Beispiel die Entwicklung der MakePlan App, mit der präzise Raumpläne mithilfe von KI und dem Lidar-Sensor eines herkömmlichen IPhones erstellt werden können.
Wie ergänzen sich Frankreich und Deutschland im Hinblick auf seine Stärken in Forschung & Entwicklung?
Die SUTD ist seit Jahren führend in der Digitalisierung und legt aktuell den Fokus verstärkt auf praxisnahe Anwendungen. Die OTH Regensburg und insbesondere das Building Lab bringen ihre Stärken in der anwendungsorientierten Forschung ein, was durch den im BuildingLab sitzenden Bauindustrieverband enorm gestärkt wird. Die Zusammenarbeit eröffnet Synergien: Wissen kann effizienter ausgetauscht und auf reale Probleme angewendet werden.
Wie wollen Sie Ihre Forschung an der OTH Regensburg später in die Industrie einbringen?
Das Projekt, an dem ich im Building Lab mitarbeite, entstand aus dem generellen Pool an Möglichkeiten heraus, den quadruped Roboter im Baukontext bieten. Im Rahmen meines ersten Semesters konnten bereits mehrere Use-Cases aus der Industrie identifiziert werden, von denen ich bereits einen in Kooperation mit einem Unternehmen umsetze. Mein Ziel ist es, solche praxisnahen Entwicklungen in enger Abstimmung mit Unternehmen durchzuführen, und so dazu beizutragen die Industrie nachhaltig zu verändern.
Wie ist Ihr Aufenthalt finanziert?
Ich finanziere den Aufenthalt teils aus eigenen Mitteln. Auf Grund meine Forschungsstatus zahle ich keine Studiengebühren und die Einrichtungen nutzen.
Welche Erfahrung/Situation in Lille hat Sie am meisten geprägt?
Zuerst mal hat mich die Gastfreundschaft begeistert, mit der ich von Prof. Lafhaj und seinen Labormitarbeitern Reda und Saad in Empfang genommen wurde. Sie haben sich sehr viel zeit genommen mir Ihr Labor vorzustellen und mich bei der Einarbeitung in die vorhandenen Roboter begleitet und unterstützt. Abseits des Labors hat mich aber auch das Lebensgefühl in Lille beeindruckt. Die Region Stadt verzeichnet 150.000 Studenten, und dementsprechend sind viele Kulturangebote für Junge Leute vorhanden. Ich habe bei einigen Veranstaltungen des Erasmus-Netzwerks teilnehmen und viele Leute kennenlernen. Für ein Auslandssemester kann ich Lille jedem ans Herz legen. Außerdem ist Lille sehr gut gelegen, und viele Kulturträchtige Städte sind per FlixBus und Zug sehr schnell und günstig zu erreichen. Das Erasmus Netzwerk organisiert selbst auch viele Ausflüge nach z.B. Amsterdam, Paris oder in die Normandie.
Welche Tipps haben Sie für auslandsbegeisterte Studierende der OTH Regensburg?
Mich persönlich hat der Austausch mit Kommilitonen, die bereits im Ausland waren, immer sehr bereichert und mir neue Möglichkeiten und Eindrücke aufgezeigt die ich über die normalen Kommunikationskanäle des International Office nicht gefunden hätte, was bei den Unmengen an Möglichkeiten natürlich auch komplett nachvollziehbar ist. Sehr gerne können sich Studenten auch bei mir Melden! Ich kann gerne zu meinen Auslandssemestern in Schweden und Korea, sowie dem Praktikum in Lille und andere Städte in denen Freunde und Bekannte ihr Auslandssemester gemacht haben etwas erzählen.



