Seit Februar 2025 bereichert der OTH-Student Janis Graf das Labor von Prof. Dr. Shaohui Foong (Drohnenexperte) an der Singapore University of Technology and Design (SUTD) sowie das Kajima Technical Research Institute Singapore (KaTRIS) als Praktikant und Forschungsstudent. Janis absolviert einen einjährigen Auslandsaufenthalt mit dem Schwerpunkt auf der intuitiven Steuerung von Robotern an der Schnittstelle zwischen Biomechanik, Robotik und Bauwesen.
Von Singapur aus besucht Janis zudem verschiedene Orte und Institutionen in Korea, Japan und China und zeigt sich begeistert von der fachlichen und kulturellen Vielfalt Asiens. Sein Aufenthalt in Singapur wird betreut von Prof. Dr. Thomas Linner (Building Lab) in Zusammenarbeit mit weiteren Ansprechpartnern aus dem Studiengang Biomechanik.
Janis Graf, 23 Jahre alt, aus Regensburg
In welchen Themenbereichen studieren und forschen Sie?
Ich studiere Biomedical Engineering an der OTH Regensburg. Aktuell beschäftige ich mich mit der Anwendung von Drohnen in der Bauindustrie. Insbesondere mit der Frage, wie sich medizinisch-technisches Wissen nutzen lässt, um die Steuerung dieser Systeme in komplexen Umgebungen wie Baustellen zu verbessern.
Wie hat Ihre Begeisterung für dieses Thema/diese Themen begonnen?
Meine Leidenschaft für Technik und Medizin hat sich schon früh entwickelt und wurde durch verschiedene persönliche Erfahrungen geprägt. Schon als Kind konnte ich in einer Schmiede miterleben, wie man mit handwerklichem Geschick technische Ideen umsetzt. Das hat mein Interesse für das Ingenieurwesen geweckt. Gleichzeitig durfte ich in jungen Jahren bei medizinischen Eingriffen anwesend sein, was mein medizinisches Interesse weckte. Der entscheidende Impuls in Richtung Drohnentechnologie kam 2015, als ich im Rahmen eines Schulprojekts selbst eine Drohne bauen durfte. Die Verbindung dieser Bereiche spiegelt sich heute in meiner Forschung wider. Ein Ziel, das ich schon lange angestrebt habe.
Wie entstand die Kooperation mit Building Lab und warum haben Sie sich für Singapur als Austauschort entschieden?
Der Kontakt entstand im Rahmen eines Besuchs der Firma Kajima aus Singapur im Building Lab an der OTH. Dort habe ich mit Prof. Dr. Thomas Linner über meinen Wunsch gesprochen, ein Auslandsjahr zu machen. Durch Dr.-Ing. Rongbo Hu, einem Researcher am Kajima Technical Research Institute in Singapore, konnte ich dann den Kontakt zu Drohnenexperte Prof. Dr. Shaohui Foong an der SUTD in Singapur herstellen, der nun mein Host ist.
Was sind die Stärken und Besonderheiten der hostenden Institutionen in Singapur?
An der SUTD wird wie an der OTH praxisnahes Arbeiten großgeschrieben. Studierende lernen nicht nur theoretisch, sondern setzen ihr Wissen größtenteils direkt in Labors und Industrieprojekten um. Dieser direkte Anwendungsbezug ist äußerst motivierend. Die Projekte haben Relevanz, weil sie tatsächlich in der Praxis eingesetzt werden in einer Form, die die Studenten praktisch miterleben und sehen können.
Wie ergänzen sich Singapur und Deutschland im Hinblick auf seine Stärken in Forschung & Entwicklung?
Die SUTD ist seit Jahren führend in der Drohnenforschung und legt aktuell den Fokus verstärkt auf industrielle Anwendungen. Die OTH Regensburg und insbesondere das Building Lab bringen ihre Stärken in der anwendungsorientierten Forschung ein, die oft direkt aus der Industrie kommt. Die Zusammenarbeit eröffnet Synergien: Wissen kann effizienter ausgetauscht und auf reale Probleme angewendet werden.
Wie wollen Sie Ihre Forschung an der OTH Regensburg später in die Industrie einbringen?
Das Projekt, an dem ich im Building Lab mitarbeite, entstand aus einem konkreten Bedarf eines Industriepartners heraus. Es adressiert ein reales Problem und bietet Lösungsansätze, die auch über den ursprünglichen Anwendungsbereich hinaus großes Potenzial haben. Mein Ziel ist es, solche praxisnahen Entwicklungen künftig aktiv in Unternehmen einzubringen.
Wie ist Ihr Aufenthalt finanziert?
Ich finanziere den Aufenthalt teils aus eigenen Mitteln. Zusätzlich unterstützen mich Prof. Foong und Prof. Linner aus Forschungsmitteln. Auf Grund meine Forschungsstatus zahle ich keine Studiengebühren und kann Einrichtungen wie die Mensa nutzen. Allerdings sind die Preise für Wohnen und Studierendenunterkunft in Singapur sehr hoch.
Welche Erfahrung/Situation in Singapur hat Sie am meisten geprägt?
Es war weniger ein einzelnes Ereignis als vielmehr die Vielfalt der Eindrücke. Besonders beeindruckend waren für mich die kulturellen Unterschiede in der Herangehensweise an Problemlösungen, sie sind weitaus größer, als ich erwartet hatte. Auch die internationale Ausrichtung der Arbeit, etwa durch regelmäßige Forschungsreisen nach Korea, Japan und China, hat meine Perspektive stark erweitert.
Welche Tipps haben Sie für auslandsbegeisterte Studierende der OTH Regensburg?
Mein wichtigster Tipp: Sprecht offen mit euren Supervisoren, Professorinnen, Professoren oder Kommilitonen über eure Auslandspläne. Oft eröffnen sich Kontakte und Möglichkeiten durch Zufälle und persönliche Netzwerke.