Seit Mitte Oktober 2025 arbeitet der OTH-Student Fabian Huber im Labor von Aivars Alt an der TTK University of Applied Sciences in Tallinn, Estland als Research Assistant. Der zweimonatige Aufenthalt soll Fabian einen Einblick in die Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen des 3D-Betondrucks gewähren, um diese Erfahrungen anschließend in seiner Masterarbeit zu verarbeiten.
Von Tallinn aus ist es Fabian möglich, weitere Orte in Finnland und Lettland zu besuchen und dort Einblicke in die Kultur und Natur zu erhalten, wovon er sich begeistert zeigt. Sein Aufenthalt in Estland wird betreut von Prof. Dr.-Ing. Mathias Obergrießer (Building Lab) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Thomas Linner (Building Lab), welche gleichzeitig die Betreuer seiner Masterarbeit darstellen.
Fabian Huber, 24 Jahre, aus Dietfurt a.d. Altmühl
In welchen Themenbereichen studieren und forschen Sie?
Ich studiere Bauingenieurwesen an der OTH Regensburg. Aktuell bin ich in meinem letzten Mastersemester, auch meinen Bachelor habe ich in Regensburg absolviert. Dabei ist mein Studienschwerpunkt im Master das digitale Bauen, wobei verschiedene Themen zur Digitalisierung verschiedenster Prozesse, von der Planung und deren Automatisierung über das Baustellenmanagement und die Nutzung von Robotik behandelt werden. Meine Masterarbeit handelt von der Nutzung von Generativem Design im Wohnungsbau, wobei auch die Anwendung von 3D-Druck des Betons betrachtet wird.
Wie hat Ihre Begeisterung für dieses Thema/diese Themen begonnen?
Dass ich nach meinem Abitur einen Ingenieurstudiengang wählen werde, war mir durch verschiedene Schulpraktika und Gespräche mit Freunden früh klar. Die genaue Fachrichtung war mir zuerst egal, da ich jedoch dual im Verbundsystem studieren wollte, wurde die Auswahl durch nah bei meinem Heimatort gelegener Praxispartner begrenzt. Nach dem Bewerbungsprozess in verschiedenen Fachrichtungen grenzte sich schnell das Interesse in Richtung Bau ein und ich absolvierte meinen Bachelor in Verbund mit der Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer bei der Firma Klebl GmbH in Neumarkt in der Oberpfalz. Während des Studiums wurde durch Kurse und Werbung der Professoren für das Schwerpunktstudium Digitales Bauen mein Interesse geweckt. Da ich zum Abschluss meines Studiums in der BIM-Abteilung meines Unternehmens eingesetzt war, passte dies gut und ich wählte den Masterschwerpunkt. In dieser Abteilung arbeitete ich dann als Werkstudent und konnte die gelernten Inhalte direkt im Unternehmen anwenden.
Wie entstand die Kooperation mit Building Lab und warum haben Sie sich für Tallinn als Austauschort entschieden?
Die Kooperation mit dem Building Lab ergab sich automatisch durch mein Masterstudium, da der Großteil meiner Vorlesungen dort gehalten wurde. Das Thema meiner Masterarbeit wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Mathias Obergrießer und der Firma Klebl im Frühjahr 2025 erarbeitet. Im Mai äußerte ich den Wunsch eines Auslandsaufenthalts und klärte die Möglichkeit zuerst firmenintern ab, bevor ich an Prof. Dr.-Ing. Mathias Obergrießer herangetreten bin. Meine Wunschdestination war ein nordisches Land, wonach Hr. Simon Hoeng (Phd-Cand.) auf das EU-Projekt ARTEMIS verwies, in welchem auch die TTK University of Applied Sciences (TKTK) teil ist. Der Kontakt zu Aivars Alt, Leitung Labor Beton 3D-Druck, wurde durch die Projektkoordinatoren hergestellt und in einem gemeinsamen Gespräch mit Prof. Dr, Thomas Linner und Prof. Dr.-Ing. Mathias Obergrießer meine Einsatzbereiche besprochen.
Was sind die Stärken und Besonderheiten der hostenden Institutionen in Tallinn?
Die TKTK bietet ihren Studierenden durch ihre kleinere Größe (ca. 3000 Studierende) ein familiäres Umfeld, in dem praxisorientiertes Arbeiten im Vordergrund steht. So sind die Labore am Campus oft durch die Studierenden für z.B. Brückenbauwettbewerbe im Bereich Bauingenieurwesen oder die Entwicklung eines Rennwagens für die Formula Student, ähnlich wie das Dynamics Team in Regensburg, belegt. So wird das Gelernte direkt sinnvoll angewendet und auch externe Firmen können einen Einblick in die Ausbildung und Forschung an der Hochschule erhalten. Das 3D-Betondrucklabor wurde Mitte des Jahres außerhalb des Campus in ein Laborgebäude der TKTK verlegt und mit state-of-the-art Technologie ausgestattet und ist damit einzigartig in Estland.
Wie ergänzen sich Singapur und Deutschland im Hinblick auf seine Stärken in Forschung & Entwicklung?
Die TKTK forscht seit 2021 an den Materialien und der Robotik zum 3D-Betondruck. So werden aktuell Testkörper zur Ermittlung des Verhaltens der Kontaktflächen des Vergusses zum 3D-gedruckten Material bei der Verwendung als verlorene Schalung hergestellt. Solche grundlegenden Versuche und deren Ergebnisse können in einem Netz an zusammenarbeitenden Laboren redundante Arbeit erübrigen. Davon profitieren auch industrielle Anwender, da die Forschungszeit verkürzt wird.
Wie wollen Sie Ihre Forschung an der OTH Regensburg später in die Industrie einbringen?
Um die neue Technik im Labor optimiert einsetzen zu können, wurde Ende 2024 das Forschungsprojekt EXEP3D in Zusammenarbeit mit der TU Eindhoven und der TU Dresden ins Leben gerufen. Diese Hochschulen sind bereits erfahrener in diesem Bereich, so wurde beispielsweise 2021 eine 3D-gedruckte Fahrradbrücke in den Niederlanden eröffnet. Da auch das Team um Thomas Linner in diesem Bereich forscht, ist mein Besuch als eventueller Beginn für weitere Zusammenarbeiten geplant. So profitieren auch Firmen in Deutschland, welche in engem Kontakt mit dem Building Lab stehen, wie auch beim Construction Robotics Solutions Lab 2025 sichtbar wurde.
Wie ist Ihr Aufenthalt finanziert?
Mein Aufenthalt finanziert sich aus eigenen Mitteln, meinem Gehalt als Werkstudent und ERASMUS+ Förderung. Da ich als Research Assistant nicht an der Hochschule in Tallinn eingeschrieben bin, zahle ich keine Studiengebühren, kann jedoch trotzdem sämtliche Einrichtungen nutzen. Dadurch verkomplizierte sich jedoch die ERASMUS+-Bewerbung. Zusätzlich erhielt ich ein Büro mit moderner IT-Ausstattung, in welchem ich meine Masterarbeit schreiben kann. Im Vergleich zu Deutschland sind die Unterkunftspreise geringer, die Lebenserhaltungskosten sind auf heimischen Niveau.
Welche Erfahrung/Situation in Tallinn hat Sie am meisten geprägt?
Dass die kulturellen Unterschiede geringer sind als erwartet, im Vergleich zu Regensburg ist Tallinn mit seiner sehenswerten Altstadt und dem dazugehörigen Studentenleben sehr ähnlich. Auch die Offenheit der Menschen und das hohe Niveau und die Breite an gesprochenem Englisch überraschte mich. Auch die Nähe zu Helsinki ist schön, da man so noch weitere kulturelle Einblicke erhalten kann, auch mit einem Tagestrip. Zuletzt überzeugt mich die Organisation des Erasmus Student Network, mit dem ich problemlos Anschluss an gleichaltrige gefunden habe, da es ohne Vorlesungen zu besuchen schwierig war. So werden regelmäßig Aktivitäten organisiert, bei denen ein überraschend großer Anteil an deutschen Teilnehmern ist.
Welche Tipps haben Sie für auslandsbegeisterte Studierende der OTH Regensburg?
Mein bester Tipp ist es, unverbindlich mit Professoren oder Doktoranten zu sprechen. Dabei sollte man früh genug dran sein, um die Organisation ohne große Probleme über die Bühne bringen zu können. Wie in meinem Fall zu sehen ist, sind die Professoren nicht gescheut, auch außerhalb ihres Netzwerks neue Kontakte zu knüpfen und so Auslandsaufenthalte zu ermöglichen.



