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Bauwesen

16. Mobilitätsworkshop an der OTH Regensburg am 25.10.2023 Nachhaltigkeit, leichter Beton und autonomes Fahren

Traditionell zu Beginn des Wintersemesters fand am Mittwoch, den 25.10.2023 der 16. Regensburger Mobilitätsworkshop an der OTH Regensburg zu aktuellen Themen im Bereich des Verkehrswegebaus statt. Gestartet als Fachveranstaltung für den Bau von Gleitschalungswänden hat sich der Workshop zwischenzeitlich als Plattform zum Wissensaustausch vielfältiger Themen im Verkehrsbereich in der Region etabliert.

Schwerpunkte der Veranstaltung, die gemeinsam von der OTH Regensburg, Fakultät Bauingenieurwesen, der Autobahn GmbH des Bundes, Außenstelle Regensburg und dem Informationszentrum Beton organisiert wurde, waren in diesem Jahr der Einsatz von Ersatzbaustoffen, die Treibhausgasbilanzierung bei der Asphalt- und Betonbauweise, der Einsatz von Leichtbeton und abschließend ein Überblick zum Stand des autonomen Fahrens.

Der Workshop, der erneut im hybriden Format angeboten wurde, stieß auf sehr erfreulich großes Interesse. Im technisch neu ausgestatteten Hörsaal H204 konnten im Haus der Technik insgesamt 35 Fachteilnehmer vor Ort und 38 Teilnehmer virtuell über ZOOM begrüßt werden. Die Fachteilnehmer kamen dabei aus dem staatlichen Bereich des Straßenbaus von Kommunen, Verbänden, Staatlichen Bauämtern sowie aus dem Bereich der Hochschulen.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dipl. -Ing Andreas Appelt, Prodekan der Fakultät Bauingenieurwesen mit fachlichem Schwerpunkt im Fachgebiet Straßenplanung / Straßenbau und dem Leiter der Außenstelle Regensburg der Autobahn GmbH des Bundes, Herrn Dipl. -Ing Christian Unzner und einem kurzen Überblick zu aktuellen Themen an der OTH Regensburg in der Fakultät Bauingenieurwesen, konnte unmittelbar mit den Fachvorträgen gestartet werden.

Herr Dr. -Ing. Johann Eicher, Referent am Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr im Fachgebiet Bautechnik, referierte über den Umgang mit der seit 01. August verbindlich eingeführten Ersatzbaustoffverordnung. Um die Verordnung wurde jahrelang in den Fachgremien und zwischen den beteiligten Ministerien gerungen. Der Einsatz von Ersatzbaustoffen ist im Sinne der Kreislaufwirtschaft ein wesentlicher Beitrag zur Schonung der begrenzten natürlichen Ressourcen. Im Fokus muss dabei der naturschutzfachlich unbedenkliche Einsatz und die technische Eignung der eingesetzten Ersatzbaustoffe stehen.
Herr Dr. Eicher erläuterte den Umgang mit den neuen Regelungen und die praktische Anwendung, die durch die zügige Umsetzung der Verordnung in wesentliche Regelungen des Straßenbauregelwerkes vereinfacht wurde. Bei Einhaltung der Regelungen entstehen hinsichtlich der erforderlichen wasserwirtschaftlichen Unbedenklichkeit sogar Vereinfachungen gegenüber dem bisherigen Vorgehen. Durch eine Ressortvereinbarung zwischen Bau- und Umweltministerium konnte für das Land Bayern für laufende Baumaßnahmen eine Übergangsregelung erzielt werden.


Anschließend berichteten Frau Prof. Dr. -Ing. Charlotte Thiel und Herr Prof. Dipl. -Ing. Andreas Appelt über die Vorgehensweise bei der Bilanzierung von Treibhausgasen (THG) im Allgemeinen und im Besonderen im Bereich von Verkehrswegen. Zudem wurden die Ergebnisse einer Studie zum Vergleich der THG bei der Asphalt- und Betonbauweise anhand der konkreten Baumaßnahme B 15n dargestellt. Für diese Baumaßnahme lagen detaillierte Daten der eingesetzten Baustoffe und des Geräteinsatzes vor. Die Bilanzierung erfolgte im Jahr 2022 im Rahmen einer Bachelorarbeit durch die Studierenden Hannes Obermeier und Alexander Hüttner.
Im Ergebnis konnten die wesentlichen Potentiale beider Bauweisen im Rahmen der Herstellung und der Erhaltung identifiziert werden. Während bei der Asphaltbauweise im Rahmen der Herstellung im Wesentlichen der Einsatz des Bitumens hohe Anteile erzeugt, spielt bei der Betonbauweise insbesondere der eingesetzte Zement eine entscheidende Rolle. Im Rahmen der Erhaltung ist die Dauerhaftigkeit der Bauweisen entscheidend für die Gesamtbilanz. Die Arbeit bietet eine gute Grundlage, um die Potentiale in der Herstellung zur Einsparung von THG zum Beispiel durch Niedrigtemperaturasphalt oder den Einsatz von Zementen mit geringeren puzzolanischen Anteilen besser zu nutzen.

Zum Abschluss des ersten Blocks der Veranstaltung wurde Herr Dipl. -Ing (FH) Albrecht Richter digital eingebunden und berichtete über den Einsatz von Leichtbeton bei der Sanierung von Brückenkappen. Die Bauweise mit Einsatz von leichter Gesteinskörnung und teilweise auch leichten Sanden ermöglicht eine Gewichtsreduzierung von bis zu einer Tonne je eingesetztem Kubikmeter Beton. Insbesondere beim Ausbau der bestehenden Infrastruktur zum Beispiel bei der Verbreiterung von Brückenkappen zum Anbau von Geh- und Radwegen kann diese Gewichtseinsparung entscheidend für die Umsetzbarkeit sein.
Herr Richter erläuterte detailliert die technischen Randbedingungen, die Materialeigenschaften und die Möglichkeit der Materialprüfung. Leichtbeton zeigt dabei in der Verarbeitbarkeit und den mechanischen Eigenschaften kaum Nachteile gegenüber herkömmlichen Bauweisen. Die bereits zahlreich ausgeführten Projekte bestätigen dies. Somit schloss der Vortrag mit der Aussage „Leichtbeton, eine unschlagbare Alternative“.

Nach einer Kommunikationspause und der Möglichkeit zum fachlichen Austausch mit den Referenten in Breakoutsessions wurde die Veranstaltung durch den Vortrag von Herrn Dr. -Ing. Matthias Spangler zum Thema Digitales Testfeld Autobahn / Aktuelle Forschung im Bereich des autonomen Fahrens abgeschlossen.

Herr Dr. Spangler vom Lehrstuhl für Verkehrstechnik an der TU München, war lange Jahre aktiv am Digitalen Testfeld Autobahn auf der A9 beteiligt. In seinem Überblick ging Herr Spangler zunächst auf die getesteten Technologien im Zuge der A9 ein. Hierbei wurden Techniken zur Steuerung des Parksuchverkehrs, zur Reduzierung von Falschfahrten, der Kopplung von LKW-Verkehren und viele weitere Anwendungen getestet. Das Testfeld Autobahn ist zwischenzeitlich abgeschlossen. Im weiteren Vortrag erfolgte ein Überblick zu den aktuell laufenden und derzeit geplanten Forschungen im Bereich des autonomen Fahrens. Während in den USA der Einsatz von Prototypen oftmals direkt im Realverkehr erfolgt, beschreiten Europa und insbesondere Deutschland einen anderen Weg. Hier steht aktuell insbesondere der Einsatz von autonomen Fahrzeugen bei komplexen innerstädtischen Randbedingungen auf Testfeldern, die sich derzeit im Aufbau befinden und teilweise bereits der Feldtest zum Beispiel in Teilen von München im Fokus. Eine konkrete Prognose, wann flächendeckend mit autonom fahrenden Fahrzeugen zu rechnen ist, wollte Herr Dr. Spangler aber noch nicht abgeben.


Das Konzept des Workshops, mit aktuellen Fragen zur Mobilität und Fachfragen aus dem Betonstraßenbau Baufachleute aus Ämtern, Behörden und dem kommunalen Bereich über aktuelle und innovative Entwicklungen zu informieren, ging erneut auf.
Die digitalen Teilnehmer und die Teilnehmer vor Ort diskutierten angeregt über die einzelnen Fachthemen. Die Durchführung als hybride Veranstaltung hat sehr gut funktioniert und den Teilnehmerkreis bei Einsparung von CO2 infolge entfallener Anreisen erweitert. Prof. Andreas Appelt bedankte sich abschließend sehr herzlich bei allen Beteiligten und insbesondere bei Herrn Schemm vom Informationszentrum Beton für die sehr gute Zusammenarbeit und den Mitarbeitern der Fakultät für die reibungslose Organisation dieses technisch doch sehr aufwändigen Formates. Eine Fortführung der Veranstaltung im Jahr 2024 mit den Schwerpunkthema Digitalisierung wurde bereits fest vereinbart.

Gruppenfoto der Referenten
Dank an die Referenten – von links (Prof. Andreas Appelt, Dr. Matthias Spangler, Prof. Dr. Charlotte Thiel, Christian Unzner, Rüdiger Schemm) - Nicht auf dem Bild Herr Dr. Johann Eicher, Herr Albrecht Richter Foto: OTH Regensburg / Stefanie Hofmann, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Appelt
Dipl. -Ing. Albrecht Richter ist per Zoom zugeschaltet
Dipl. -Ing. Albrecht Richter – Informationszentrum Beton – Vortrag Leichtbeton Foto: OTH Regensburg / Stefanie Hofmann, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Appelt
Dr. -Ing. Matthias Spangler von der TUM steht vor Monitoren und hält seinen Vortrag
Dr. -Ing. Matthias Spangler– TUM – Vortrag Autonomes Fahren Foto: OTH Regensburg / Stefanie Hofmann, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Appelt
Foto des Plenums
Dr. -Ing. Johann Eicher – StMB – Vortrag Ersatzbaustoffverordnung Foto: OTH Regensburg / Stefanie Hofmann, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Appelt